Bo-105 PAH-1 A1

Bausatz: Airfix

Decal: Eigenbau

M: 1/72

Nachdem ich erste Fotos der “Hornisse” gesehen hatte, hoffte ich darauf, daß sich ein Bausatz- oder Zubehörhersteller dieser interessanten Sonderlackierung annehmen würde. Leider brachte sie Revell
nur in 1/32. Ich baue aber ausschließlich 1/72. Nachdem ich nun Decalträger für den Tintenstrahldrucker erwerben konnte, mußte ich einfach eine Eigenherstellung versuchen.
Doch zuerst zum Modellbausatz.
Da ich Nirgends einen Bausatz des Bo-105 PAH in 1/72 finden konnte (gibt es einen ?), mußte ich auf den Bo-105 C von Airfix zurückgreifen. Leider hatte ich nur Zeichnungsunterlagen für den VBH, weshalb alle Umbauten für den PAH-1 nach Fotos und einem Baubericht von Herrn Peter P.K. Herrendorf (zum 1/32-Modell, irgendwo im Internet gefunden) erfolgen mußten.
Der Bausatz macht einen recht ordentlichen Eindruck, muß aber doch erheblich verfeinert werden.
Die Paßgenauigkeit ist gut, lediglich an der Turbinenverkleidung mußten zwei Senkstellen verspachtelt werden. Da mir die Nietdarstellung nicht gefiel, habe ich sie entfernt. Dabei gingen jedoch die erhabenen Gravuren teilweise verloren und mußten neu graviert werden.
Im Cockpit ist viel Eigeninitiative gefragt, da es durch die großzügige Verglasung gut einsehbar ist.
Die Rücksitzbank wurde entfernt. Armaturenbrett, Mittelkonsole, Pedale, Kopfstützen und die Feuerlöscher entstanden im Eigenbau nach Fotos. Der größte Teil der von mir vorgenommenen Änderungen ist auf den nachfolgenden Bildern zu erkennen. Zusätzlich habe ich noch die Abgasrohre aufgebohrt, einen neuen Sporn unter und ein neues Antikollisionslicht auf dem Heckausleger angebracht, die Rotorblatthälse schmaler gemacht, die Blattenden abgerundet und etwas schmaler auslaufen lassen. Auf eine Verbreiterung der Rotorblätter um 0,4 mm habe ich verzichtet. Nach der Lackierung wurde der Triebwerkseinlaufschutz noch mit feiner Bronzegaze hinterlegt und ein Pitotrohr unterhalb der Tür auf der Steuerbordseite angebracht. Die HOT-Launcher entstanden aus Wattestäbchen, die Abschußgestelle aus diversen Polystyrolprofilen. Außerdem wurde der falsche Scheibenwischer abgefeilt und zum Schluß durch zwei Eigenanfertigungen ersetzt.

Die Streifen um das Rumpfheck wurden gespitzt. Für das Gelb kam Xtra-Color RLM 04 zum Einsatz.
Das Rot wurde aus Revell 32 und 34 gemischt.

Für die Anfertigung der Hornisse benötigte ich ein Bild aus einem wenig verzerrenden Blickwinkel.
Mit der nachfolgenden Bildserie möchte ich die Entwicklung vom Foto zum Decal verdeutlichen.

Zuerst wurde der entsprechende Bildteil eingescannt.

Anschließend wurden die Farben entfernt.

Die teilweise verdeckte Hand wurde nach einem anderen Foto eingearbeitet.

Bei den Farben ist auf eine möglichst scharfe Farbtrennung zu achten,
da die Druckerfarben sonst ineinander verlaufen.
Der untere Bogenteil entstand “frei Schnauze”, weil ich kein Bild
der Unterseite zur Verfügung hatte.
Außerdem wurde, zum Ausgleich der Rumpfkrümmung, der obere Teil
der Hornisse etwas gestreckt.

Der Pfeil wurde aus dem fertigen Bild ausgeschnitten und auf die Länge der Raketen proportional verkleinert.

Da die Farben des Tintenstrahldruckers, außer Schwarz,
nur auf weißem Untergrund decken, mußte die Hornisse
noch farblich zerlegt werden.

Zum Abschluß wurde das Ganze noch gespiegelt.
Damit war das transparente Abziehbild fertig zum Druck.

Für die “Rautenflügel” mußte ich einen anderen Weg gehen, da in diesem Bereich der Rumpf zu stark und in mehrere Richtungen gekrümmt ist.

Ich habe deshalb ein Stück Abdeckfolie auf den Hinterrumpf geklebt.
Im Bereich der stärksten Wölbung mußte hier schon ein Keil herausgeschnitten werden um die Folie überhaupt anlegen zu können.
Dann habe ich versucht, aus dem richtigen Blickwinkel, mit einem Fineliner die Rauten anzuzeichnen.
In gleicher Weise wurde mit der kleinen Verkleidung am Beginn des Heckauslegers und dem Heckausleger selbst verfahren.

Diese “Malerei” wurde dann ebenfalls eingescannt, und am Rechner fein bearbeitet.

Zwischendurch wurde das Ergebnis zur Kontrolle und Änderung mehrfach als Papierschablone gedruckt und ausgeschnitten.

Die Steuerbordseite wurde gespiegelt.
Anschließend habe ich versucht, auf Fotos erkennbare Unterschiede einzuarbeiten.

Ziemlich viel Zeit habe ich damit verbracht ein passendes Blau zu finden.
Die Farben sahen am Monitor immer etwas anders aus als auf dem Ausdruck.

Das EK und die Ziffern wurden von diversen Vorlagen eingescannt, bearbeitet, zum Kennzeichen zusammengesetzt und in die vorbereitete Fläche hineingeschoben.

Zum Schluß wurden alle Teile zusammengefügt.
Damit war auch das weiße Schiebebild fertig zum Druck.

Die grauen Streifen wurden aus der unteren Farbfläche ausgeschnitten.

Nun noch ein paar grundsätzliche Hinweise zur Herstellung der Decals mit dem Tintenstrahldrucker.
Ich habe natürlich klein angefangen und erste Erfahrungen bei der Herstellung von finnischen Hoheitsabzeichen für meine Brewster Buffalo und EK-s für eine Junkers J-1 gesammelt.
Als ich das Grundmaterial erwarb, war das vom Decalhersteller als Überzug angebotene Spray leider gerade vergriffen. Ich habe deshalb Liquid Decal Film von Microscale verwendet und mußte zu meinem Entsetzen feststellen, daß beim Einweichen der randlos ausgeschnittenen Decals die Farben, trotz mehrfachen Überzugs, ausliefen. Eine Besserung habe ich erreicht indem ich nach 3-4 dünnen Schichten Decal Film mit dem Skalpell schon randlos vorgeschnitten, und anschließend das Ganze noch doppelt mit Klarlack überspritzt habe. Damit konnte ich das Problem zwar nicht völlig lösen, aber immerhin liefen jetzt nur noch die Kanten leicht aus.
Weitere Probleme tauchten erst bei der Hornisse auf. Bei der schwarz/rot/goldenen Flagge verliefen die Farben trotz scharfer Abtrennung immer wieder ineinander. Deshalb war ich gezwungen die rote Farbfläche am Rechner herauszutrennen, und erst am Modell wieder zusammenzusetzen.
Nachdem ich das weiße Decal erstmalig ausgedruckt und überspritzt hatte, verfärbte sich das Grau plötzlich stellenweise grünlich. Ich hatte an diesen Stellen den Liquid Decal Film etwas zu dick aufgetragen und habe beim nächsten Versuch natürlich höllisch aufgepaßt um mir nicht wieder die ganze Arbeit zu versauen.
Nachtrag: Inzwischen, nach ca. 3 Jahren, mußte ich feststellen, daß die grauen Streifen langsam einen Rotstich bekamen. Ich mußte sie deshalb mit dem Pinsel nachlackieren. Es wäre also besser gewesen die Streifen zu spritzen.
Ich verwendete einen Epson Stylus Color mit Farben von Compedo. Es ist durchaus möglich,
daß bei Verwendung anderer Drucker oder Farben die von mir geschilderten Probleme nicht auftauchen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn andere Modellbauer mir Ihre Erfahrungen mitteilen würden.

Das Ergebnis meiner Bemühungen ist sicher nicht perfekt,
aber ich denke die “Hornisse” kann sich doch sehen lassen.

Der Autor übernimmt keine Haftung für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der angebotenen Informationen.

Wolfram Witschel